Road to Argentina – Teil 9: Interview Switzerland

Team Switzerland – Cyrill “Fausto” Schreiber, Angreifer

„Unser Ziel ist der Final“

Das Schweizer Faustball Ausnahmetalent, Cyrill Schreiber (32), genannt „Fausto“ gehört zu den besten Faustballern der Welt. Vor wenigen Tagen hat er den Weltpokal, den wichtigsten Wettbewerb für Vereinsmannschaften mit Widnau (CH) gewonnen. Wir konnten ihn telefonisch zu Hause in Walzenhausen erreichen.

IFA: Hallo Cyrill, gerade zurück aus Südamerika, wie geht es mit dem Jetlag?

Cyrill Schreiber genannt Fausto: Gut soweit. Ich bin am Regenerieren und immer noch daran das Erlebte zu verarbeiten.

IFA: Letztes Jahr und auch zu Beginn der Schweizer Feldmeisterschaft musstest Du verletzungsbedingt auf viele Einsätze verzichten. Wie geht es Dir?

Fausto: Mir geht es Gesundheitlich gut. Das Knie war meine Problemzone. Aber in der Schlussphase der Meisterschaft konnte ich wieder ins Spielgeschehen eingreifen und in Südamerika hatte ich keine Beschwerden.

IFA: Du hast gerade zum 4. Mal den Weltpokal, die höchste Auszeichnung für Vereinsmannschaften gewonnen. Nach drei Titelgewinnen mit Novo Hamburgo aus Brasilien nun das erste Mal mit Windau. Wie fühlt sich das an?

Fausto: Das ist was ganz spezielles. Den Pokal 2010, 2012 und 2013 hatte ich für Novo Hamburgo erkämpft. Aber jetzt mit einem Schweizer Verein – das ist etwas ganz besonderes. Es ist der Lohn für die harte Arbeit und den grossen Einsatz den alle Verantwortlichen und Spieler von Widnau über die letzten Jahre geleistet haben.

IFA: Nach einer souveränen 4:0 Leistung im ersten Spiel des Weltpokals hieß es am zweiten Spieltag zwischenzeitlich 1:2 für Sogipa. Wie habt Ihr auf die Siegerstrasse zurückgefunden?

Fausto: Das Team aus Porto Alegre ist eine junge, spielstarke und kompakte Mannschaft. Sie hatten den Südamerika-Pokal gewonnen, aber für den Weltpokal fehlte ihnen noch die Routine und Abgeklärtheit. Im zweiten Spiel im 4. Satz lagen Sie 8:5 voraus, konnten den Satz aber nicht ins trockene bringen. Nach dem 2:2 war es dann gelaufen. Es war ein echter Hexenkessel nicht nur für uns. Auf den Spielern von Sogipa lag ein grosser Druck. Sie spielten im heimischen Stadion und vor einem fanatischen Heimpublikum.

IFA: Eine der grossen Schweizer Tageszeitungen hat einen Bericht über dich und den Gewinn des Weltpokals gebracht. Was bedeutet dir das?

Fausto: Ich finde es super und bin sehr stolz, dass der Faustballsport nun endlich auch die Beachtung in überregionalen Medien bekommt. Es ist schon toll, wenn deine Geschichte in einer Zeitung mit 500‘000 Lesern erscheint.

Auch das Schweizer Fernsehen hatte Widnau vor einigen Wochen anlässlich des Schweizer Cups begleitet und einen mehrminütigen Bericht zur besten Sendezeit gebracht. Ich wurde dann auf der Straße erkannt von vielen Leuten angesprochen. Das ist schon etwas Spezielles.

IFA: Die ganze Vorbereitungsphase der Schweizer Männermannschaft auf dem Weg nach Argentinien wird vom Schweizer Fernsehen begleitet und nach der WM wird ein längerer Bericht gesendet werden. Stört es, dass bei den Trainings Kameras dabei sind?

Fausto: Daran gewöhnt man sich (lacht). Ich empfinde es vor allem als Anerkennung der Medien und des Publikums für den Faustballsports und den Einsatz von uns Nationalspieler.

IFA: In wenigen Tagen beginnt die WM, wie sehen die letzten Vorbereitungstage aus?

Fausto: Ich bin im Zwischenaufbau-Training mit viel Kraft und Ausdauereinheiten. Und dann gehe ich mit der Nationalmannschaft noch vier Tage in die Türkei um den letzten Schliff zu holen. Zurück in der Schweiz nochmals Fitness und dann geht es auch schon nach Argentinien.

IFA: Das ist nun deine vierte WM-Teilnahmen. Hast Du dich schon mit dem Spielplan auseinandergesetzt? Was hältst Du vom speziellen Modus mit der Gruppenphase und dann dem „Double Elimination System?“

Fausto: Wir haben in anlässlich des Nationalmannschafts-Trainings den Spielplan ausführlich besprochen und unser Taktik und Strategie bereitgelegt. Es wird auf jeden Fall viele Spiele geben. Ich freue mich, dass wir auch im Angriff, gegenüber früheren Weltmeisterschaften, nun ein breites Kader haben und die Verantwortung nicht nur auf meinen Schultern liegt. Das ist eine tolle Ausgangslage und gibt uns die Möglichkeit für viele taktische Varianten. Ziel ist es, die größten Kräfte am Schluss noch mobilisieren zu können.

IFA: Hast Du die bisherigen Interviews der Serie „Road to Argentina“ gelesen?

Fausto: Nein, habe ich nicht (lacht). Ich bereite mich fokussiert auf die WM vor. Wenn alles vorbei ist werde ich sicher auch nachlesen was alles im Vorfeld geschrieben wurde. Wir müssen die Leistung auf dem Platz erbringen. Was die anderen Mannschaften planen interessiert mich nur am Rande.

IFA: Fünf Nationalmannschaften sind erstmals an der Weltmeisterschaft dabei. Auf welches Team bist du besonders gespannt?

Fausto: Ich finde es super für den Faustballsport, dass sich so viele Mannschaften für die WM gemeldet haben. Nur so kann sich der Faustballsport auf die Dauer weiterentwickeln. Ich freue mich auf alle Teams! Ich bin gespannt, schon bald die Spieler aus den neuen Nationen kennenzulernen und viele Kontakte zu knüpfen.

IFA: Nach der schmerzlichen Viertelfinal-Niederlage gegen Argentinien an der WM 2011 hat die Schweiz mit dem Gastgeber noch eine Rechnung offen. Im zweiten WM-Gruppenspiel trifft das Swiss Team auf Argentinien. Bist Du da besonders motiviert?

Fausto: (lacht) Revanche haben wir bereits anlässlich der World Games vor 3 Jahren in Kolumbien genommen! Ich schätze die Spieler aus Argentinien sehr und habe auch schon drei Wochen mit Ihnen auf einer meiner Südamerika-Reisen verbracht. Aber auf dem Spielfeld geht’s zur Sache. Da wollen wir wieder vorlegen.

IFA: Weißt Du wie viele WM Medaillen die Schweiz bisher gewonnen hat?

Fausto: Natürlich, erst zwei Medaillen. An der WM in Deutschland 1982 gab es Bronze und 1995 in Namibia eine Silber-Medaille.

IFA: Liegt in Argentinien wieder einmal eine Medaille für die Schweiz drin?

Fausto: Unser großes Ziel ist es in den Final zu kommen. Wir sind eine eingeschworene Truppe und werden alles Versuchen um im Final dabei zu sein. Ein Final ist ein besonderes Spiel, das nochmals viele Kräfte freisetzen kann. Die Tagesform spielt sicher auch eine große Rolle – alles ist möglich – sollten wir es ins Endspiel schaffen. Auf jeden Fall zähle ich wieder auf unsere große und lautstarke Fangruppe!

IFA: Wie sehen deine sportlichen Pläne nach der WM aus? Vereinswechsel? Weitermachen in der Nationalmannschaft?

Fausto: Ich habe mich noch nicht entschieden. Das passiert nach der WM. Es hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dies gilt für die Entscheide auf Vereins- aber auch auf Nationalmannschaftsebene. Da ist noch alles offen.

IFA: Für die Austragung der nächsten WM 2019 sind die USA und die Schweiz die aussichtsreichsten Kandidaten als Gastgeber. Wie stehen die Chancen, dass Du in vier Jahren mit 36 nochmals zur Verfügung stehen wirst, egal ob die USA oder die Schweiz den Zuschlag bekommt?

Fausto: Ich mache meine Entscheidung nicht davon abhängig, wo die WM stattfindet. Es ist sicher etwas ganz Besonderes die Schweizer Farben im eigenen Land an einer Weltmeisterschaft vertreten zu dürfen, aber auch eine WM in der USA wäre ein tolles Erlebnis. Es kommt drauf an, ob ich nochmals die Motivation finde die harte Vorbereitungsphase mitzumachen und natürlich wie es mir gesundheitlich geht. Sollte ein junger Spieler da sein, der auf meiner Position die gleiche oder bessere Leistung bringt, räume ich selbstverständlich meinen Platz. Es ist sicher abhängig, wie es dann um die Nationalmannschaft steht und wie stark sie auf allen Positionen ist. Es ist durchaus möglich, dass ich nochmals dabei bin, ich würde es aber heute noch nicht unterschreiben.

IFA: Und in zwei Jahren an den World Games in Polen, stehst Du da dem Nationaltrainer noch zur Verfügung?

Fausto: Die World Games sind immer ein super Erlebnis. Da sind viele Sportarten und Nationen vertreten und es herrscht eine tolle Atmosphäre. Wie bereits gesagt, ich entscheide erst nach der WM.

IFA: Vielen Dank, dass Du kurz Zeit hattest. Wir wünschen dir und dem Team von SwissFaustball viel Glück an der WM. Die Faustballwelt ist gespannt, wie deine weiteren sportlichen Ziele aussehen werden. Wir würden uns freuen, dich noch viele Jahre an internationalen Wettkämpfen sehen zu können.

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